Der IBM-Konzern hat im vergangenen Jahr das hundertjährige Jubiläum seines Bestehens gefeiert. Damit ist das Unternehmen deutlich älter als der Staat Israel, der in diesem Jahr sein 65jähriges Gründungsjubiläum begeht. Seit über vierzig Jahren betreibt der Hardware- und Softwarehersteller (ursprünglich standen die drei Buchstaben für „International Business Machines“) dort neben weiteren Standorten auch seine größte Forschungseinrichtung außerhalb der USA, und zwar in Haifa.
Anders als heute war es Anfang der 1970er Jahre noch nicht gang und gäbe, dass ein multinationaler Konzern eine Produktionsstätte oder einen Forschungsstandort in Israel eröffnet. Hintergrund der damaligen Entscheidung war, dass einer der Top-Wissenschaftler des Konzerns, Prof. Josef Raviv, zurück in seine israelische Heimat ziehen wollte. Da IBM ihn aber weiter im Konzern behalten wollte, ließen sie ihn „drei oder vier Wissenschaftler da draußen in der Wüste“ einzustellen, wie es der heutige Direktor von IBM Research Israel, Oded Cohn, laut dem Nachrichtenportal ISRAEL21C ausdrückt.
Diese Anfangsbelegschaft ist heute zu einer Angestelltenzahl von 500 in Haifa und weiteren 500 in ganz Israel angewachsen.
Der IBM-Standort in Israel kennzeichnet einen Meilenstein für die israelische Wirtschaft und vor allem für viele technologischen Durchbrüche in allen Bereichen der IT: Zum Beispiel war IBM Israel ein Pionier in der Entwicklung von Ultraschallmaschinen zur Früherkennung von Leberkrebs, und hatte maßgeblichen Anteil an den RS/6000-Arbeitsstationen der frühen 1990er Jahre.
Agrartechnologischer Durchbruch
Ironischerweise forscht die Einrichtung heute teilweise wieder „in der Wüste“: Sie entwickelt derzeit hochtechnisierte Sensoren für Bewässerungsanlagen, die Daten etwa zum Wasserdruck an einen zentralen Prozessor senden und somit die Wassereffizienz verbessern.
Bestimmte Sensoren können nicht nur auf Schläuche, sondern direkt auf Pflanzen angebracht werden und deren Feuchtigkeit und Gesundheit messen. Schon heute sei solch ein Transistor oft kostengünstiger als ein neuer Samen, erklärt Cohn. Es sei damit zu rechnen, dass eines Tages alle gezüchteten Pflanzen mit Transistoren ausgestattet werden.
Personalisierte Medizin
Außerdem betreibt IBM in Israel Datenzentren für die Entwicklung von personalisierter Medizin. Als Beispiel nennt Cohn die Behandlung von HIV-Patienten, die nicht mit einem einzigen, sondern mit einem ganzen Mix aus Medikamenten behandelt werden. Die richtige Dosis jedes einzelnen Wirkstoffs könne ein Arzt jetzt sekundenschnell dank eines Rechners in Haifa ermitteln, der die Daten von 40.000 Patienten speichert und auswertet und somit die richtigen Mengen empfehlen kann.
App-Entwicklung für Alle
Als nächstes auf der Agenda steht für IBM die Entwicklung einer Plattform, die es Amateuren erlaubt, personalisierte Handy-Apps zu basteln. Zu diesem Zweck wurde im vergangenen Jahr das israelische Startup Worklight für etwa 60 Million US-Dollar von IBM gekauft.